A Plague Tale: Requiem lässt mich hoffen
A Plague Tale: Requiem und Asobo Studio haben in mir den Funken der Begeisterung für die Spielebranche erneut entzündet. In einer Zeit, in der viele Spielerlebnisse immer dünner, abstrakter und emotionsloser werden, bietet Requiem eine erfrischende Abwechslung.
Für Neueinsteiger: Zurück zu den Wurzeln der Rattenplage
Falls Sie den ersten Teil, A Plague Tale: Innocence, noch nicht gespielt haben und mit der Geschichte der De Runes nicht vertraut sind, empfehlen wir Ihnen dringend, dies nachzuholen. Zwar erfindet Requiem das Stealth-Gameplay des Vorgängers nicht völlig neu, sondern konzentriert sich stattdessen darauf, das Gesamtpaket zu perfektionieren. Das Ergebnis ist eine fesselnde Geschichte, charismatische Charaktere, nervenaufreibende Actionsequenzen und eine visuelle Pracht, die zu den besten der aktuellen Generation gehört.
Emotionaler Sog bis zum Schluss, trotz kleinerer Kampfprobleme
Abgesehen von einigen kleineren Mätzchen im Kampfsystem bleiben die Storyline und das Pacing bis in die finalen Spielminuten hinein großartig. A Plague Tale: Requiem dreht sich thematisch um die Entschlüsselung vergessener Legenden und ihrer Geheimnisse. Mit diesem erzählerischen Spielraum werden viele Begegnungen mit Menschen (und natürlich auch Ratten) zu spannenden Stealth-Spielwiesen. Versteckmöglichkeiten, Aussichtspunkte und Abkürzungen bieten dem Spieler ein hohes Maß an Freiheit in der Herangehensweise. Besonders interessant ist dabei, dass die Aktionen von Amicia sichtbare Auswirkungen auf die Spielwelt haben und so die Herangehensweise an kommende Herausforderungen beeinflussen.
Wenn die Framerate zum Albtraum wird
Leider trüben gelegentliche technische Probleme den Spielspaß. So kam es in unserem Test zu Situationen, in denen die Bildrate in die Knie ging, wenn Amicia hektisch durch Kisten kletterte, um einen erneuten Ladebildschirm zu vermeiden. Solche Momente reißen den Spieler unschön aus dem emotionalen Sog der Geschichte, aber das hindert mich nicht daran, A Plague Tale: Requiem zu kaufen.
Mehr als nur Ratten und Schatten: Die Kraft der Geschwisterbindung
Dennoch überwiegt der positive Eindruck bei weitem. A Plague Tale: Requiem ist weit mehr als nur ein Spiel über Ratten und Versteckspielen im Schatten. Im Mittelpunkt steht die Beziehung zwischen Amicia und Hugo de Rune. Die Entwickler zeigen gekonnt, wie die Geschwisterliebe die Kraft besitzt, selbst inmitten der schlimmsten Gräueltaten der Menschheit Hoffnung und Zuversicht aufrechterhalten zu können. Man sieht Amicias Entwicklung von der verängstigten Jugendlichen zur beschützenden Kriegerin und spürt Hugos Kampf gegen seine Krankheit in jeder Pore. Ihre Dialoge, mal rau und pragmatisch, mal voller zarter Zuneigung, sorgen für Gänsehautmomente.
Eine Reise durch die Abgründe der menschlichen Seele
Die Reise führt Amicia und Hugo durch atemberaubende Landschaften. Sonnendurchflutete Ebenen der Provence stehen im krassen Gegensatz zur düsteren Atmosphäre der von Ratten verseuchten Städte. Verlassene Dörfer und zerfallene gotische Kathedralen bilden die Kulisse für eine Geschichte, die uns mit der dunklen Seite der menschlichen Natur konfrontiert. Dabei spielt die Beleuchtung eine entscheidende Rolle und erzeugt Bilder, in denen Schönheit und Schrecken dicht beieinander liegen, was den Kauf von A Plague Tale: Requiem nur noch verlockender macht.
Ein Gesamterlebnis mit kleinen Schwächen
A Plague Tale: Requiem ist kein perfektes Spiel. Manche Rätsel wirken repetitiv und die KI der Gegner könnte cleverer agieren. Diese Schwächen treten jedoch angesichts der emotionalen Wucht des Gesamterlebnisses in den Hintergrund. Requiem ist ein unvergessliches Spiel, das Spuren hinterlässt. Es zwingt uns, uns mit der Barbarei des Mittelalters, der Zerbrechlichkeit des Lebens und der Stärke der Geschwisterliebe auseinanderzusetzen. Ein verzweifelter Gesang, ja, aber einer, der lange nach dem Ablegen des Controllers nachhallt.
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