Monster Hunter Wilds – Der neue Maßstab des Action-Genres

Ein Generationssprung in Design und Technik

Monster Hunter Wilds tritt nicht einfach in die Fußstapfen von World, es zertritt sie und legt ein neues Fundament. Während Rise schon eher wie ein Nebenschauplatz wirkte, markiert Wilds den echten Neubeginn. Die Engine wirkt wie frisch aus dem Schmelzofen einer AAA-Schmiede, gestochen scharf und ungeheuer detailreich. Von den prallen Wüstenstürmen bis zu den dichten Dschungelpfaden wird hier eine Welt gezeichnet, die nicht bloß Kulisse ist, sondern ein atmendes Ökosystem. Spieler, die seit World pausiert haben, erleben sofort diesen Generationssprung: Animationen sind flüssiger, Trefferfeedback wuchtiger, das gesamte Tempo dichter. Es ist der Punkt, an dem die Serie endgültig aus der Nische tritt und als selbstbewusstes Schwergewicht auftritt. Wer ohnehin gerade überlegt, neue PS5-Spiele kaufen zu wollen, kommt an Wilds schlicht nicht vorbei.

Ein Jäger, der in einer schmalen Höhle Schutz sucht, während draußen ein Sandsturm tobt und die Sicht auf nahezu Null reduziert.

Ein Actionspiel ohne Rivalen

Es ist müßig, Monster Hunter Wilds in Genre-Schubladen zu stecken. Das Spiel ist Action pur, in einer Klasse ohne Rivalen. Wo andere Titel in buntem Effektfeuerwerk ertrinken, bleibt Wilds hart, roh und körperlich spürbar. Ein Hammerschlag fühlt sich an, als würde man einen Felsbrocken durch den Brustkorb eines Drachen treiben. Der Bogen zieht nicht einfach, er spannt die Luft, und wenn der Pfeil schließlich den fliehenden Wyvern aus dem Himmel reißt, dann pulsiert das Adrenalin. Diese Klarheit im Kampfsystem, die Brutalität im besten Sinne, hebt Wilds ab. Es ist kein Spiel, das überrascht. Es ist eines, das überrollt.

Der Blick aus der First-Person-Perspektive durch ein Tarnnetz hindurch auf eine Herde friedlich grasender, aber gewaltiger Kreaturen.

Expedition statt Kulisse

Die Welt in Wilds lebt nicht nur von ihren Biomen, sondern von ihrer Organisation. Das neue Basiscamp-System verwandelt das Abenteuer in eine Expedition. Plötzlich sind Lager nicht bloß Speicherpunkte, sondern pulsierende Knotenpunkte voller Forscher, Händler und NPCs, die nicht nur da sind, sondern wirken, als hätten sie eigene Ziele. In den Camps wird beraten, diskutiert, gefeilscht, geschmiedet. Man spürt, Teil eines größeren Unternehmens zu sein, nicht nur einsamer Jäger im Niemandsland. Das verleiht Wilds etwas, das seinen Vorgängern oft fehlte: Kontext. Die Jagd ist eingebettet in eine lebendige Unternehmung, und diese Lebendigkeit treibt einen immer tiefer in die Wildnis.

Die atemberaubende Architektur einer neuen Basisstadt, die in die Knochen eines uralten, kolossalen Monsterskeletts gebaut wurde.

Tiefe Systeme, überwältigend und faszinierend

Wer glaubt, Wilds sei nur pure Action, täuscht sich. Es ist ein Spiel der Systeme, und diese Systeme sind schwindelerregend ineinander verzahnt. Alles hängt zusammen: die Wahl der Waffe, das Crafting, die Elementarschwächen, das Kochen, das Jagen von Ressourcen, das Mikromanagement des Inventars. Selbst kleine Entscheidungen – welches Gewürz man dem Fleisch hinzufügt, welche Salbe man anwendet – können über Sieg oder Niederlage bestimmen. Dieses Geflecht ist faszinierend, aber auch gnadenlos. Wer sich nicht hineinwirft, geht unter. Wer sich hineinwühlt, entdeckt ein Labyrinth an Mechaniken, das tiefer reicht als fast jedes andere Spiel des Genres. Es ist diese Tiefe, die Wilds von oberflächlichen Konkurrenten trennt. Ein Titel wie Borderlands 4 mag ebenfalls mit Systemen und Loot jonglieren, doch im Vergleich zu Wilds wirkt das dortige Chaos wie ein Spielzeugkasten.

Ein neuartiges Reittier, das sich geduckt hinter einem Felsvorsprung versteckt, seine Augen reflektieren die Blitze eines aufziehenden Sturms.

Wenn Größe an Technik scheitert

So viel Lob, so viel Kraft – und doch ist Wilds kein unanfechtbarer Triumph. Die Kritik entzündet sich an den technischen Makeln. Frame-Drops, Clipping-Fehler, KI-Aussetzer: sie mögen für Veteranen lästige Begleiterscheinungen sein, doch sie zerren am Fundament des Anspruchs, ein neues Flaggschiff des Action-Genres zu sein. Wilds will das ultimative Abenteuer liefern, doch manchmal bricht die Illusion, wenn ein Wyvern im Felsen stecken bleibt oder die Kamera den Spieler im entscheidenden Moment verrät. Diese Schwächen verhindern die universelle Empfehlung. Das Spiel ist großartig, aber nicht makellos. Es gehört zu den Werken, die trotz ihrer Brüche faszinieren, doch sie nie ganz verbergen können.

Nahaufnahme der Hände eines Jägers, die nervös den Griff einer schweren Großschwert-Klinge neu justieren, bereit für den Angriff.

Vergleich mit den Giganten

Es liegt nahe, Wilds neben die großen Action-RPGs unserer Zeit zu stellen. Elden Ring hat mit seiner offenen Welt Maßstäbe gesetzt, aber auch den Standard verschoben: Freiheit, Schrecken, Eleganz. Wilds hingegen geht einen anderen Weg. Es verengt, statt zu öffnen. Es zwingt, statt zu locken. Wo Elden Ring seine Spieler in poetische Landschaften entlässt, treibt Wilds sie in die Enge, bindet sie an Jagd, Beute, Kampf. Das Ergebnis ist kein Ersatz, sondern ein Kontrast. Wer Elden Ring für seine Weite liebte, wird Wilds für seine Präzision hassen oder verehren. Beide Spiele markieren Pole, und gerade darin liegt Wilds’ Bedeutung: es behauptet, dass Fokussierung ebenso mächtig sein kann wie Entfaltung.

Die gespenstische Silhouette eines gigantischen Monster-Paares, das sich im Abendrot gegen den Kamm einer Bergkette abzeichnet.

Fazit: Triumph mit Makeln

Am Ende bleibt Monster Hunter Wilds ein Werk, das die Serie neu definiert. Es ist größer, wilder, entschlossener als World, klüger und relevanter als Rise. Es ist kein Spiel für alle, sondern ein Manifest für jene, die bereit sind, sich zu verschlingen und von der Tiefe verschlungen zu werden. Die Action ist unvergleichlich, die Systeme sind ein Labyrinth, die Welt ist Expedition pur. Doch die Technik verhindert, dass es in den Olymp aufsteigt. Wer darüber hinwegsehen kann, erlebt ein Spiel, das ebenso herausfordernd wie befriedigend ist. Wer Perfektion erwartet, wird stolpern. Wilds ist kein makelloses Juwel, aber ein rauer Diamant, der mit seiner Wucht dennoch glänzt.

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