Test Drive Unlimited Solar Crown: Das ultimative Gefühl von Freiheit und Frust
Hong Kong: Ein Rausch aus Lichtern und Motoren
Hong Kong schläft nie – doch in Test Drive Unlimited Solar Crown wirkt die Stadt manchmal wie betäubt. Wenn ich den Zündschlüssel drehe und mein V8 wie ein wildgewordenes Orchester losbrüllt, geht alles andere unter. Jedes Aufheulen des Turbos, jedes Röhren beim Gangwechsel fühlt sich an wie ein Konzert für Petrolheads. Aber genau hier liegt der Haken: Während F1 24 mit seinem Sounddesign eine perfekte Balance zwischen Motorengeheul und Stadionjubel findet, wirkt Hong Kong in Solar Crown oft wie auf Stumm geschaltet. Wo sind die hupenden Taxis? Das Geschrei der Nachtmärkte? Das ferne Grollen der U-Bahn? Die Stadt pulsiert optisch – aber akustisch fehlt dieser typische Hong-Kong-Wahnsinn, der mir in F1 24 selbst im hektischen Melbourne noch die Ohren betäubt. Ein bisschen mehr Chaos, bitte! Schließlich ist das hier kein steriler Rennkurs, sondern die Stadt, die niemals schläft... oder zumindest sollte.
Das ewige Hin und Her: Straßen, die nicht zählen
Test Drive Unlmited Solar Crown gibt mir das Gefühl, die Welt gehöre mir – zumindest bis ich bemerke, dass nicht jede meiner Fahrten tatsächlich „zählt". Es gibt diesen seltsamen Mechanismus: Straßen, die ich während eines Rennens befahre, werden nicht als „erfahren“ markiert. Um sie meinem Fortschritt hinzuzufügen, muss ich sie im Free Roam-Modus erneut abfahren. Der erste Gedanke? „Okay, ich bin ja ohnehin hier, lass uns die Gegend erkunden.“ Aber nach dem dritten oder vierten Mal wird diese Mechanik zum Frustfaktor. Warum sollte ich denselben Highway nochmal abgrasen, nur um eine Statistik zu füllen? Wenn ich schon meine Zeit in dieser riesigen, offenen Welt verbringe, will ich das Gefühl haben, dass jeder Meter zählt.
Und dann ist da noch die Sache mit den Ladezeiten und dem ständigen Online-Zwang. Es fühlt sich an, als wolle das Spiel mit jeder Möglichkeit sicherstellen, dass ich möglichst viel Zeit mit Nebensächlichkeiten verliere. Das beißt sich mit der Idee von Freiheit, die die Serie eigentlich verspricht.
Der Grind: Millionen für den Traumwagen
Solar Crown will, dass ich hart arbeite. Sehr hart. Einige der hyper-luxuriösen Traumautos kosten über 10 Millionen Credits – das ist mehr als ein schlapper Schluck aus der Pulle. Ein durchschnittliches Rennen bringt gerade mal 20.000 bis 30.000 Credits ein. Rechnen wir mal nach: Selbst wenn ich den perfekten Lauf habe, bedeutet das hunderte Rennen, nur um mir diesen einen Wagen leisten zu können. Für jemanden wie mich, der eigentlich das Freiheitsgefühl sucht und keine Lust hat, stundenlang denselben Kurs zu fahren, wirkt das wie ein massiver Spaßkiller.
Immerhin, es gibt einen Lichtblick: Man muss nicht zwingend gewinnen. Auch wenn man auf dem letzten Platz landet, gibt es eine Basisprämie. Klar, es ist nicht viel, aber es hilft. Und manchmal, auf den bestdesignten Strecken mit ihren eleganten Kurven und spannenden Geraden, macht das Fahren so viel Spaß, dass ich den Grind für einen Moment vergesse.
Rennen mit Herz und Seele
In den besten Momenten entfaltet Test Drive Unlimited Solar Crown seine wahre Stärke. Da war dieser eine Wettkampf auf einer engen Gebirgsstraße: Links der steile Abhang, rechts die harte Felswand. Die Sonne war gerade untergegangen, und die Lichter der Stadt flimmerten irgendwo in der Ferne. Mein Gegner und ich – es fühlte sich an wie ein Tanz. Jede Kurve, jede Bremsung, jeder Sprint auf die nächste Gerade wurde zu einem Duell auf Leben und Tod. Diese Momente, in denen man mit dem Auto eins wird, in denen die Welt um einen herum verschwindet – genau dafür spiele ich solche Games.
Doch nicht jedes Rennen ist so gut gestaltet. Manchmal sind die Strecken uninspiriert, zu flach oder einfach langweilig. Es fühlt sich dann an, als würde das Spiel auf Autopilot laufen – ironisch, wenn man bedenkt, dass es hier um Autos geht.
Hong Kong in Bewegung und Stillstand
Wenn ich nicht fahre, nehme ich mir gerne die Zeit, die Stadt genauer zu betrachten. Und ja, sie sieht fantastisch aus. Ob es nun die dichten Wolkenkratzer, die Neonlichter oder die kleinen verwinkelten Gassen sind – Hong Kong hat Stil. Besonders beeindruckend ist, wie die verschiedenen Wetterbedingungen das Gefühl der Stadt verändern. Ein Regenschauer sorgt dafür, dass die Straßen im Licht der Laternen glitzern, und die Sonne nach einem Sturm taucht alles in ein fast magisches Licht.
Das Erlebnis wird noch intensiver, wenn man das Radio ausschaltet und den Fokus auf die Umweltgeräusche legt. Plötzlich hört man die Stadt: das ferne Rauschen der Autos, das Zwitschern der Vögel in den ruhigeren Gegenden. In diesen Momenten wirkt Hong Kong lebendig, wie ein echter Ort, und nicht nur wie ein Hintergrund für meine Rennen.
Fazit: Ein widersprüchliches Erlebnis
Test Drive Unlimited Solar Crown ist ein Spiel der Gegensätze. Es liefert atemberaubende Momente, die mir das Herz höher schlagen lassen, aber es macht mir das Leben oft schwerer, als es sein müsste. Die Soundkulisse, die Streckengestaltung und die offenen Welten sind Highlights, die ich nicht missen möchte. Doch der Grind, die frustrierenden Mechaniken und der Online-Zwang ziehen das Erlebnis herunter.
Würde ich es empfehlen? Für eingefleischte Fans von Open-World-Racern und Spieler, die sich nicht vor einer Herausforderung scheuen, auf jeden Fall. Aber wer einfach nur eine entspannte Fahrt genießen möchte, sollte vielleicht zwei Mal überlegen. Hong Kong ist da – es wartet auf euch. Die Frage ist nur, ob ihr bereit seid, die Arbeit auf euch zu nehmen, um es wirklich zu erleben.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen